Kassette
Der Name bedeutet „Kästchen“. In der Baukunst sind es vertiefte quadratische, rechteckige, runde, ovale oder polygonale Felder in einer Decke, so angelegt, dass das Kästchen wie ein Rahmen wirkt. Als wichtiges Schmuckelement ist die Kassette als „Lacunar“, als „getäfelte Decke“, schon in der griechischen Antike bekannt, wo die Kästchen meist noch aus Holz waren.
Flachdecken können in Kassettenfelder eingeteilt sein, ein beliebtes Differenzierungselement in Repräsentationsräumen von Spätgotik bis Barock. Wir finden sie auch im Renaissanceteil von Schloss Aulendorf oder im Rittersaal von Kloster Inzigkofen (3/2009). In manchen Kirchen sind die Kassetten an der Flachdecke nach Art der Biblia pauperum mit biblischen Geschichten ausgemalt. Kassetten bilden aber vor allem den klassischen und zwangsläufig klassizistischen Innendekor von Kuppeln. Beispielgebend natürlich das Pantheon in Rom (115–125 n. Chr.).
Seine Kassettenkuppel war auch Vorbild für Giovanni Battista Salucci, Hofbaumeister unter Württembergs König Wilhelm I. und tief beeindruckt von der Renaissance eines Andrea Palladio, der das Pantheon wiederentdeckt und in seiner Architektur wiederbelebt hatte. Salucci gestaltete in Stuttgart zwei pantheonartige Mausoleen, die Rotenbergund die Benckendorffkapelle (1820–1824 beziehungsweise 1823), beide mit quadratischen Kästchen und Rosetten als bildnerischem Inhalt. Häufig beleben Kassetten höchst eindrucksvoll auch Tonnengewölbe gerade in Kirchen. Sie können dazu Portale und Türen verzieren wie etwa an einer Eingangstür der Stuttgarter Markthalle.
(Denkmalstimme 3_2013)