Apsis

Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen und bedeutet Rundung oder Bogen. In spätrömischer Zeit meint Apsis den halbkreisförmigen, mit einer Halbkuppel überwölbten Raum, der sich an ein ihm übergeordnetes Gebäude anschließt. Die Apsis in römischen Markt- oder Gerichtshallen war an der Schmalseite angeordnet und barg die Tribuna, den Platz des Tribunen. In der altchristlichen Basilika wurden in der Apsis Bischofsstuhl und die Sitze für Geistliche und Presbyter untergebracht, woraus sich die Bezeichnung „Presbyterium” ableitet. Die zumeist nach Osten gerichteten Apsiden altchristlicher Basiliken waren inwendig oft prachtvoll ausgemalt und mit Mosaiken geschmückt, so etwa in Ravenna. Die Apsis als gerundeter Appendix des rechteckigen Langhauses wird mit der Karolingerzeit wichtiger Bestandteil des romanischen Kirchenbaus – sie ist nun Teilraum des Chors. Mitte des 13. Jahrhunderts kommt die polygonale, also vieleckige Apsidenform auf, meist mit einem 3/8- oder 5/8-Schluß.
Die aus der Romanik überlieferte Apsis verliert dadurch an architektonischer Eigenständigkeit. Die hohe Zeit dieses erweiternden Halbrunds bei uns ist demnach die Romanik. Dies ist die typische Form früher romanischer Sakralbauten und kann deshalb durchaus klassisch genannt werden. Später endeten vor allem bei größeren Anlagen nicht nur das Haupt- und die Seitenschiffe in Apsidien, sondern auch beide Schmalseiten des Querschiffes. Ausgeprägte Apsiden etwa haben die spätromanische Murrhardter Walterichskapelle und vor allem die romanische Stiftskirche St. Martin (1083) in Sindelfingen, wo die östliche Basilika­Schmalseite des Kirchenschiffs gleich von drei Apsiden abgefangen wird (siehe Bild).

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