Bogen

In der Ausgabe 1/1999 haben wir uns an dieser Stelle mit den konstruktiven, tragenden Bögen in Form von Arkaden und Viadukten befasst.
Diesmal interessiert uns der Bogen als Schmuckform, wie er gerade in Zeiten des Historismus und Jugendstils, also etwa von 1850 bis 1914 zur Betonung der Außenfassade, insbesondere zur Umrahmung und Bekrönung von Fenstern und Türen in zahllosen Varianten Wiederverwendung fand. Allein die Beschreibung der Bogenformen eines zwischen Gründerzeit und Erstem Weltkrieg entstandenen Quartiers, etwa der Freiburger Wiehre, der Karlsruher Südweststadt oder des Stuttgarter Heusteigviertels würde kleine Bibliotheken füllen.
Diese „Zierbogen”-Kultur endet dann nach dem Ersten Weltkrieg mehr oder weniger abrupt mit dem Beginn des Neuen Bauens. Die Typologie umfasst an die zwanzig Grundmuster: Vom häufigen „Halbkreis-” oder „Rundbogen” über den etwas gedrückteren „Korbbogen” bis hin zum „Flachbogen”. Häufige, gerade im Historismus verwendete Leitmotive, sind der ebenfalls etwas gedrückte, glockenförmige „Karniesbogen” und der multivariable „Kleeblattbogen”, so genannt, weil seine konkaven Rundungen wie Kleeblätter aneinanderliegen. Werden es mehr Rundungen, als bei einem Kleeblatt üblich, wird ein „Zackenbogen” daraus. Dessen konvexes Gegenstück ist der „Vorhangbogen”. Konkave und konvexe Varianten kennt man auch beim „Schulterbogen”.

Unser Bild: Zwei schöne Bogenbeispiele aus dem Stuttgarter Heusteigviertel, die um die Jahrhundertwende entstanden sind.

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