Fächerrosette
Sie ist Teil jener großen Ornamentfamilie, die von der Rosette abstammt, was so viel heißt wie „Röschen”, eine der ältesten und verbreitetsten Schmuckformen überhaupt.
Die Rosette hat die Form einer kreisrunden Blüte, von deren Zentrum strahlenförmig blattähnliche Gebilde ausgehen. Die imposanteste Ausformung dieser Ornamentspezies ist die Fensterrosette respektive Fensterrose an gotischen Kathedralen, die sich als steinmetztechnische Weiterentwicklung des einfachen Radfensters durch die „Erfindung” des Maßwerks ergeben hat.
Die Fächerrosette dagegen ist formal von einfacherer Machart: Keine durchbrochene Maßwerkfigur, sondern eine flache, geschlossene Halbkreisscheibe mit fächerartigem Relief. Als Ziermotiv – aus dem antiken Muschelmotiv heraus entwickelt – findet sie sich bei uns seit 1530 an den Fachwerkbauten der Renaissance, oft als Schnitzwerk, vielfach auch noch farbig akzentuiert.
In der Steinmetzkunst trifft man ebenfalls seit der Renaissance auf die Fächerrosette. Etwa über dem Eingang zum „Heiligen Grab” in Waldshuts Gottesackerkapelle von 1683 (Heft 1/2002). Als Fassadenschmuck, insbesondere zur Betonung und Bekrönung des Hauseingangs, wird die Fächerrosette als Steinmetzform im Historismus wiederentdeckt. Anders als die verwandte, muschelartige Konche, die sich von innen nach außen wölbt, also dreidimensionaler, skulpturaler veranlagt ist, bleibt die steinerne Fächerrosette ein Flachrelief, deren Streben an Sonnenstrahlen erinnern.
Ein optimistisches Entree! Wir haben beide geschilderten Varianten an Stuttgarter Bürgerhäusern um 1900 wiedergefunden: Eine äußerst seltene Version in Holz mit behütenden Spitzgiebeln als eine historistische Fachwerk-Reminiszenz aus der Landhausstraße (im Osten) und als steinerne Supraporte am Bismarckplatz (im Westen).
(Denkmalstimme_1_2007)