Gaube

Das ist einer der wenigen bauhistorischen Begriffe, der sich nicht aus der romanischen Sprachfamilie herleitet, sondern aus dem Mittelhochdeutschen, wo „gupfe“ für Spitze und Giebel stand. Daraus wurde „gupe“, was einen Giebelvorbau und Erker, aber auch ein vorspringendes Dachfenster meinen konnte.

Gaube (auch Gaupe) hat sich als Begriff vor allem im Fränkischen gehalten, wo man sie, wegen der Fülle der dort noch vorhandenen Barockbauten, am häufigsten antrifft. Einprägsam die Fledermausgaube, eigentlich nur eine leichte Wölbung der Dachhaut, aus der das darunter liegende Fenster wie ein Auge hervorblinzelt. Oft wirkt gerade so ein Fledermausgauben-Dach wie ein Wellengang aus Biberschwanzziegeln. Die Fledermausgaube gehört wie die eckige Schleppgaube zu den liegenden Dachfenstern, bei denen die Öffnung breiter als hoch ist. Stehende Gauben, hier ist die Fensteröffnung höher als breit, erinnern oft schon an kleine Häuschen und sind sozusagen Vorboten richtiger Giebel, die quer aus dem Dach heraus wachsen, nicht mehr nur als Gaube, sondern als Quer- oder auch Zwerchhäuser.

Die Idee, Dachhäute „aufzuschlitzen“, um den Raum dahinter zu belichten und damit auch bewohnbar zu machen, kommt im Spätmittelalter auf. In Renaissance und Barock entstehen unter den Dächern oft große Repräsentationsräume, die sich nach außen entsprechend mit so genannten Lukarnen präsentieren, Ziergiebel über der Trauflinie, gern von Voluten eingefasst. Der Barock kennt dann noch runde und ovale Fensterausbildungen („Ochsenaugen“), vielfach elegant gestaltet und nicht einfach nur kleine Dachausstülpungen.

Unser Bild zeigt einige dieser architektonischen „Dachbewacher“ überm Schorndorfer Marktplatz, der damit reich gesegnet ist: von der noch lukenartigen Öffnung bis hin zum einprägsamen, spitzgiebeligen Querhaus.

(Denkmalstimme_3_2009)

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