Kämpfer
Er ist sozusagen die Gelenkstelle zwischen Säule, Pfeiler oder einfachem Mauerwerk und dem darüber beginnenden Bogen. Deshalb heißt der erste Stein auf dem Kämpfer, der zum Bogen überleitet, auch „Kämpferstein“ oder „Anfänger“.
In seiner einfachsten Form ist der Kämpfer ein aus der Mauer tretender Sims, auf dem etwa eine Blendarkade beginnt. Bei der klassischen Säule lag dem Kapitell eine rechteckige oder quadratische Platte auf, der „Abakus“, gewissermaßen der Vor-„Kämpfer“. Aus dieser schlichten Lösung wird in der frühchristlichbyzantinischen Baukunst ein eigenes Element, ein Kämpferaufsatz von würfel- oder trapezartiger Grundform. Er übernimmt häufig die ästhetische Funktion eines zweiten Kapitells wie auf unserem Bild beim Pfeilerbündel in der Turmhalle von Denkendorfs romanischer Stiftskirche (1200–1240), wo auf dem Kapitell ein Kämpfer mit Zopff ries als eigenes Schmuckelement sitzt.
Kämpfer und Kapitell bilden hier eine gestalterische Einheit, wobei für den Kämpfer eine größere Gestaltungsfreiheit bleibt, da er dem klassischen Säulenkanon mit seinen dorischen, ionischen oder korinthischen Abschlüssen nicht zwangsläufig unterliegt. Als formalästhetisches Element betrachtet der auch hier unentbehrliche Johann Georg Sulzer in seinem grundlegenden Werk „Allgemeine Theorie der schönen Künste“ (um 1770) den Kämpfer und empfiehlt dem Baumeister, darauf zu achten, dass „in zierlichen Gebäuden“ die Kämpfer „aus verschiedenen Gliedern bestehen“.
Keinesfalls nämlich dürften sie aufdringlich wirken. Sie sind bei Sulzer ein dienendes, kein dominierendes Teil: „Um hierin nichts unschickliches zu tun, darf der Baumeister nur dieses zum Grundsatz annehmen, dass der Kämpfer als ein Knauf des Nebenpfeilers anzusehen sei.“
(Denkmalstimme_3_2015)