Kandelaber
Der Kandelaber ist ursprünglich nur ein Kerzenhalter, und hinter dem lateinischen „candelabrum“ steckt natürlich auch das englische „candle“. Vom Kerzenleuchter, der wie ein Arm aus der Wand ragt, gibt es die abfällig volkstümliche Bezeichnung „Armleuchter“, wohl für einen, der das Licht von sich weghält, statt es im Kopf zu haben.
Kerzen in Form von Wachsfackeln gibt es seit dem endenden 3. Jahrhundert v.Chr., und der (Licht-)Halter dazu ist seitdem als dekoratives Element bekannt. Er bestand aus Metall, Holz oder – vor allem in der Antike – aus Marmor, wobei der die Arme tragende Schaft schon immer Anreiz zu figürlicher Gestaltung gab. Im Mittelalter waren die Kandelaber meist aus Bronze und besonders für Kirchen ein wichtiges Ausstattungsstück.
In der Renaissance wurden bronzene Kandelaber in üppigster Ausführung en vogue, vom volutenverzierten Dreifuß über Amphoren, sich darauf erhebenden Fruchtsäulen und abschließenden Tableaus. Oft waren das augenfällige, mannshohe Raumkomponenten. Als steinerne Denkmale kennt man im thüringischen Altenbergen eine hohe Säule in Form eines riesigen Kerzenständers von 1811 zur Erinnerung an die Missionstaten des Bonifatius. In Berlin hat sich das Denkmalamt in Tateinheit mit engagierten Bürgern erst unlängst um die Rettung der „Kandelaber“ gekümmert, zwei große, figürliche Statuen vor dem Charlottenburger Tor aus den Jahren 1907/08.
Im 18. Jahrhundert kamen dann Kandelaber aus Gusseisen auf und mit der Erfindung des Gaslichts auch kunstvolle, vielarmige Straßenkandelaber. Erhalten geblieben sind noch viele Exemplare in Berlin und Dresden, um deren Erhalt sich Bürgerinitiativen kümmern. In Baden-Württemberg hatte Freiburg bis etwa 1980 Gaslaternen. In Heidelberg sind erst kürzlich die letzten ausgegangen. Auf unserem Bild Kandelaber vor dem Haupteingang des Stuttgarter Rosensteinschlosses (1824–1829), wohl aus Wasseralfinger Gusseisen, das ja auch in der nahen Wilhelma dominiert.
(Denkmalstimme 4_2012)