Pavillon

Denkmalstiftung Baukunst Pavillon
Kassenpavillion der Stuttgarter
Wilhelma.

Als zu Beginn der 1970er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge eingeschult wurden, schossen sie wie Pilze aus dem Boden: Schulgebäude, deren Klassenräume ebenerdig lagen, sich oft um einen Innenhof herum gruppierten und durch Laubengänge miteinander verbunden waren. Man schwärmte für Licht und Luft als Lernunterstützung und liebte das leicht provisorische Ambiente dieser sogenannten Pavillonschulen. Neu war die Idee nicht, schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es im Zuge der Lebensreformbewegung solche dezentralen Bauten, nun aber wurde diese Bauweise vor allem für Grund- und Volksschulen Standard. Der Kasernentyp der Gründerzeit hatte ausgedient, eine Schule sollte keinesfalls aussehen wie ein militärischer Zweckbau.

Dabei war bis zum 18. Jahrhundert ein Pavillon genau das: ein großes, viereckiges Militärzelt, dessen umgeschlagene Ecken am Zeltausgang wie ein Schmetterling aussahen, der lateinisch „papilio“ heißt und französisch „papillon“. Mittlerweile versteht man unter einem Pavillon ein überdachtes, meist offenes Bauwerk mit einem punktsymmetrischen Grundriss. Solche freistehenden, leichten Gebäude gab es schon in der Antike. In Asien können sie auf eine lange Tradition als sakrale Bauwerke zurückblicken.

In der Barockzeit kam der Pavillon, in Österreich charmant „Salettl“ genannt, zu besonderen Ehren. Er schmückte Gärten und Parkanlagen, war Ruheplatz und Aussichtspunkt, vor allem aber stilvolle Dekoration. An französischen Schlössern bildete der Pavillon sich als vorspringender Gebäudeteil heraus, der sich durch ein meist als Kuppel gestaltetes Dach vom restlichen Gebäude abhob.

Ein echtes Schmuckstück ist der Kassenpavillon der Wilhelma in Stuttgart. Karl Ludwig von Zahnt baute den kleinen, achteckigen Gartensaal 1856 für König Wilhelm I., der von diesem Gazebo den Blick zum Neckarufer genießen konnte. Zurzeit wird er saniert: Das Gusseisen ist angegriffen, außerdem muss das Dach erneuert werden. 1,9 Millionen Euro wird die Sanierung kosten, übrigens die erste seit der Erbauungszeit.

(Denkmalstimme_3_2023)

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