Pfalz

Der Begriff geht auf das lateinische „palatium“ zurück und trägt eine Vorstellung von den Herrschaftsgepflogenheiten mittelalterlicher Kaiser und Könige. Die hatten im Hl. Römischen Reich Deutscher Nation keinen festen Regierungssitz, sondern zogen mit ihrem gesamten Hofstaat von einer Pfalz zur anderen. Diese Herrschaftssitze dienten der Repräsentation und dem Schutz des Hofstaates. Seit Karl dem Großen, also etwa seit 800, sind sie systematisch angelegt: Frankfurt/ Main, Ingelheim, Nimwegen, Worms und Aachen, seine Lieblingspfalz.

Unter den Staufern, speziell unter Friedrich Barbarossa, kam es zu einer Renaissance des Pfalzwesens. Verfallene karolingische Burgen – etwa Paderborn – wurden wiederbelebt und neue gegründet, so zwischen 1200 und 1250 in (Bad) Wimpfen.

Stauferkaiser Friedrich II. hat Wimpfen von Apulien herkommend mit exotischem Aplomb besucht, mit Elefanten und Kamelen, die sich unter den ungläubigen Blicken der Einheimischen den Berg zur Pfalz hochstemmten.

Die Pfalz Wimpfen gewann damals einen festen burgartigen Charakter mit Bergfried, Burg, Palas und Kapelle. Vieles davon ist noch immer nachzuvollziehen: „Wir spüren in Wimpfen das schöne Maß der Stauferzeit“, befindet der Landeskundler Otto Borst. Die Türme, der rote im Osten und der blaue im Westen, markieren die größte Ausdehnung der Pfalz. Vom Palas ist nur noch die nördliche Wand mit geraden, geknoteten oder ornamentierten Säulchen in Doppelarkaden erhalten.

Zur Anlage gehört auch das Steinhaus (heute Ortsmuseum), eines der wenigen erhalten gebliebenen romanischen Wohnhäuser hierzulande. Wesentlicher Teil der Pfalz ist die Kapelle, aufwendig mit Hausteinen gemauert und mit Steinmetz-Zierformen versehen – Rundbögen, Lisenen, Zahnschnittfriese, gekuppelte Fenster – Formenwerk zwischen später Romanik und Gotik.

Kurzum, eine Burg in ihrer höchsten Ausformung, weitgehend aus dem Hochmittelalter erhalten geblieben, wo wir sonst unsere Vorstellungen von einstigen Machtzentren nur mühsam aus Ruinenresten zusammensuchen müssen.

(Denkmalstimme_3_2022)

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