Laterne

Eigentlich ist dieser turmartige Aufsatz, sei er rund, quadratisch oder polygonal, ein Schmuckstück. Auch wenn der Begriff von „Leuchter“ oder „Fackel“ abgeleitet ist, hatte die Laterne praktische Funktionen eigentlich nur auf Leuchttürmen. Oder allenfalls auf den Türmen oberitalienischer Städte, die, auch Wachttürme, den Wächtern Unterschlupf boten.

Die hohe Zeit der Laterne kam mit der Renaissance, als die Kirchen nicht mehr, wie zur Gotik, hoch in den Himmel drangen, sondern ihre Türme meist versöhnlich mit einer Kuppel abrundeten. Für sie wurde die Laterne zur schmückenden Zier über dem Himmelsauge (Opaion), der Lichtöffnung im Scheitel der Kuppel. Von Laternen geradezu bevölkert ist Sacre Coeur auf dem Pariser Montmartre.

Speziell in unseren Breiten wird die Laterne zum weit hin erkennbaren Zeichen gegenreformatorischer Kirchen des Barock. Einprägsam das Beispiel auf Weingartens grandioser Benediktinerabtei (1712–1804). Meist nehmen nun Laternen die oktogonalen Grundrisse der Kirchenkuppeln auf, die sie nach oben verschlanken, entweder mit verglasten oder durchbrochenen Öffnungen. Exemplarisch etwa die Laterne über der ausladenden Kuppel der Mannheimer Jesuitenkirche (1733–1760).

Geradezu zwangsläufig erkennen Historismus und Stilbewegung um 1900 diese Zierform wieder und variieren sie in vielfältiger Weise. So zeigt sich in der Liststraße, der Jugendstilmeile im Stuttgarter Süden, eine Freiluftgalerie unterschiedlichster Laternenformen, gern aus Erkern emporwachsend. Natürlich war die Laterne immer auch ein Bedeutungshinweis auf repräsentative öffentliche Gebäude.

So trägt etwa Hannovers Rathaus (1913 von dem Stuttgarter Architekten Gustav Halmhuber vollendet) eine Laterne.

Vom Turm des Stuttgarter Lindenmuseums mit seiner grünen, begehbaren und durchbrochenen Laterne ergeben sich umfassende Blicke über Stuttgarts Innenstadt. Einprägsam aber vor allem der zweistöckige Glockenspielaufsatz von Heinrich Schickhardts Esslinger Rathaus.
(Denkmalstimme_1_2017)

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