Latrine

Sie ist schon im 3. Jahrtausend v. Chr. für Mesopotamien nachgewiesen und erlebt im Lauf der Zeiten erstaunliche Wandlungen – vom „Donnerbalken“ bis zum „Palast der Republik“. Für die Archäologie ist die Latrine noch immer eine der wichtigsten Fundgruben, gerade zur Rekonstruktion mittelalterlicher Lebenskultur. Die „öffentliche Toilette“ über der „Cloaca maxima“, einem Abwasserkanal, existierte bereits im Rom des 1. Jh. n. Chr. Der Eintritt war gegen Gebühr. Daher der Spruch: „Pecunia non olet“.

Ansonsten waren, besonders in unseren Breiten, öffentliche Toiletten lange unbekannt, private ein Luxus. Der Deutsche Orden konnte sie sich leisten. Auf der Nichtangriffsseite seiner Burgen gab es, meist über einem Gewässer, entsprechende Türme, auch „Dansker“ genannt, in Anlehnung an Danzig als bedeutende Stadt des Deutschen Ordens. Üblich waren auf den Burgen des Mittelalters auch so genannte Abtrittserker, beispielhaft zu sehen am Roten Turm in Wimpfen, wo er hoch oben am Turmschaft hängt. Um die Wende zum 20. Jahrhundert kam auch bei uns das öffentliche WC auf. Das älteste noch erhaltene ist von 1898 und steht in Zürich am Bürkleinplatz. Schon 1854 war Ernst Litfaß, Erfinder der nach ihm benannten Säule, auf den Gedanken gekommen, den „Austritt“ in seine Plakatsäulen auf den Trottoirs zu integrieren. Es ist bei der plausiblen Idee geblieben.

Stattdessen setzte man auf „Häuschen“ aus Holz und manchmal auch aus Gusseisen. Ein Objekt auf dem Stuttgarter Ostendplatz (wohl um 1900), nebenbei die originellste Baulichkeit am Ort, gibt davon noch immer eine unerwartete Anschauung. Bemerkenswert auch so manches Reüssement derartiger Lokalitäten: Die Alte Wache im Osten des Freiburger Münsterplatzes, einer der augenfälligsten Barockbauten dort, war im Erdgeschossbereich lange nur Lokus. Heute residiert hier ein edles Weindepot. Und an Stuttgarts Friedrichsplatz wurde aus einem achteckigen, kioskartigen „Häuschen“ der dreißiger Jahre eine umlagerte Bierschwemme; ein jeder kennt sie unter dem Namen „Palast der Republik“ (unser Bild).

(Denkmalstimme_4_2018)

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