Maueranker

Sie helfen ein Gebäude zu stabilisieren und verlaufen dabei meist horizontal von Schmalseite zu Schmalseite. So verhindern sie das Abkippen der Fassade. Seit der Antike ist diese Art der Aussteifung bekannt. Viele gotische Dome wären ohne Anker nicht zu denken. Hölzerne oder metallene Anker waren im Mittelalter beim Turmbau obligat, und im Fachwerkbau wurden Holzbalkendecken zur Aussteifung traditionell über Anker mit dem Mauerwerk verbunden.

Anker dienen auch bei Klinkerbauten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur horizontalen Stabilisierung. In solchen Bauten sind sie geradezu Legion und zeigen sich mit reichen, schmiedeeisernen Formen. Ihre Funktion wird analog zum Architekturdenken jener Zeit ästhetisch überhöht. Häufig erscheint nur ein schlichtes „X“, ein Andreaskreuz. Als „Ankerkreuz“ gilt die metallene Kunstform mit gerundeten, eingekerbten Enden.

Andere Zierformen können wie ein Blumenstrauß mit reich verzweigten Blüten auf langen Schäften aussehen, wobei die Blumen sich oft von der Fassade wegbiegen. Buchstaben kommen reichlich vor und bilden Monogramme. Manche Exemplare erinnern an Notenschlüssel oder Rosetten.

Bei Klinkerbauten, charakteristisch z. B. für den Stuttgarter Wohnhausbau des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, sind Maueranker aller Art zu finden und nehmen den Ziegelsteinwänden etwas von ihrer Kahlheit. Allein um den Stuttgarter Ostendplatz zählt man leicht hundert solcher Objekte von unterschiedlicher Ausformung (unser Bild). Und im Stuttgarter Westen, typisches Wohnquartier der Gründerzeit, sieht man noch mehr und noch kunstreichere Exemplare.

(Denkmalstimme_3_2019)

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