Opäum, Opaion

Opäum, Opaion
Blick in die Kuppel der Benckendorffkapelle.

Das Opäum, die Lichtöffnung oder auch das Auge im Scheitel einer Kuppel, hat, wie der Kuppelbau selbst, seine bis heute wohl imposanteste Ausprägung im größten Kuppelbau der Antike, dem Pantheon in Rom. Vordem war das Kuppelloch oft nur ein Rauchabzug. Unter Kaiser Hadrian um 125 n. Chr. vollendet, hat die Pantheon-Kuppel bei 39,5 Metern Durchmesser und 43 Metern Höhe ein Opäum von neun Metern Durchmesser.

Es kann hier hereinregnen oder – seltener in Rom – auch hineinschneien. Tauben trauen sich nicht hindurch. Sie scheuen den regen Touristenverkehr.

Zur Wiederentdeckung der antiken Baukunst in der Renaissance gehörte ganz wesentlich dies Pantheon, speziell durch den großen Baumeister Andrea Palladio (1508–1580). Nennenswerte Kuppeln hierzulande entstanden vorwiegend im Barock und Klassizismus etwa in St. Blasien, auf Mannheims Jesuitenkirche oder auch auf der Wallfahrtskirche St. Martin und Oswald in Weingarten. Dort wurde auf das Opäum ein Tambour gesetzt, eine Art trommelförmiger Sockel, durch viele Fenster ringsum durchbrochen.

So ein Tambour sorgte dafür, dass das Licht nicht nur, wie beim klassisch antiken Kuppel-Vorbild, von steil oben durch das Opäum fiel, sondern von allen Seiten, und der Raum darunter gewissermaßen beschirmt war. Wie anspruchsvoll so ein Opäum-Aufsatz sein konnte, zeigt der Umstand, dass man für Weingarten im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts den hauptsächlichen Baumeister des Ludwigsburger Schlosses, Giovanni Donato Frisoni, heranzog. Stuttgart verdankt seine beiden klassizistischen Kuppeln und das jeweilige „Himmelsauge“ darin, wie man das Opäum ja auch nennt, dem aus Florenz stammenden Hofbaumeister Wilhelms I., Giovanni Salucci (1769– 1845).

Die Kuppel auf dem Grabmal für die junge württembergische Königin Katharina auf dem Wirtemberg oberhalb der Weinberggemeinde Rotenberg ist bis hin zu den Kassetten in der Kuppel dem Pantheon nachempfunden. Wie bei der Kapelle auf dem Rotenberg ist auch deren Miniatur, die Benckendorff-Grabkapelle auf dem Heslacher Friedhof, mit einer Pantheon-Kuppel überdacht, innen Kassetten, oben ein Opäum (unser Bild), das dem Grabmonument bis hinunter zu den Sarkophagen in der Krypta Himmelslicht gibt.

(Denkmalstimme_1_2022)

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