Akanthus
Der Akanthus, im biologischen Fachbegriff „Heracleum”, zu deutsch Herkuleskraut oder auch Bärenklau, gedeiht besonders üppig in mediterranen Breiten. Seine Blätter, gezackten Zungen gleichend, sind derart ausgeprägt, daß sie schon bald in die dekorative Kunst der Antike eingehen. So ist seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. der Akanthus in Athen als skulpturaler Grabschmuck bekannt. Die eigentliche Blüte erfährt er im korinthischen Kapitell, wo seine Blätter oft bis hoch zum Abakus, der Abschlußplatte des Kapitells züngeln. Man erlebt diese “Kunstpflanze” dann wieder an romanischen Kapitellen, und vor allem blüht sie bei uns von der Renaissance bis zum Klassizismus. Ein eher subtiler Akanthus findet sich im Innenhof des Stuttgarter Alten Schlosses (1553-1578) als Zierwerk der korinthischen Kapitelle auf ihren kannelierten Säulen. Und wenige Meter weiter, am Prinzenbau mit seiner Fassade aus dem frühen 18. Jahrhundert, erkennt man ihn als zurückhaltenden Konsolenauswuchs (Bild). Die Blatt-Formen des Akanthus sind Zierrat nach klassischem Vorbild.
Eine Bestandsaufnahme allein des Akanthus an geistlichen und weltlichen Bauten in Baden-Württemberg würde dickleibige und gewiß sehr schöne Bildbände füllen. Darunter wären bestimmt die nur als zartes Relief an den Volutenkonsolen der Orangerie von Schloß Weikersheim in Erscheinung tretenden Schmuckpflanzen. Oder die in Stuck fast nur gehauchten Säulen- und Lisenenabschlüsse in der Benediktinerabtei Neresheim. Und natürlich die den Abakus · heftig bedrängenden Blätter-Gewächse auf den 20 Kolossalsäulen, die St. Blasiens ungeheure Kirchenkuppel tragen und die uns ja auch sonst noch auf dieser Seite beschäftigt.