Englischer Garten

„Dilettierenden Intellektuellen, nicht etwa Gärtnern oder Architekten verdankt der Englische Landschaftsgarten seine Entstehung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.” So der Dresdner Architekturhistoriker Valentin Hammerschmidt in seinem Standardwerk über „Englische Gärten im 18. Jahrhundert” (1990).

Dem englischen Denker Alexander Pope verdankt man die bis heute gängige Formel: „zurechtgestutzte Natur = französischer höfischer Absolutismus; unberührte Natur = englische bürgerliche Aufklärung”. Insofern wird mit dem Englischen Garten idealtypisch auch eine gesellschaftliche Entwicklung sichtbar. Der aus dem Schnürleib manierierter Naturvorstellungen des Hochbarock befreite Landschaftspark gilt auch wegen seiner Inszenierungen von Vergangenheit und Vergänglichkeit als eine „Erfindung” der englischen Romantik. Bei weitem nicht nur exotische Bäume gehören dazu, sondern auch römische und gotische Ruinen, Einsiedeleien, entlegene Bauernhöfe, Burgen, Tempel …

Ein Musterbeispiel hierfür war zu Herzog Carl Eugens Zeiten der zwischen 1772 und 1793 entstandene Park von Hohenheim mit seiner künstlichen Miniaturwelt; allerdings sind hier nur noch einige bemooste Säulenreste und das Imitat eines römischen Wirtshauses übrig geblieben.

Ein überaus anschauliches Exempel zur Entwicklung der deutschen Gartenarchitektur im 18. Jahrhundert bietet dagegen noch immer der Schwetzinger Schlosspark mit seinem Übergang von der gestutzten Barock-Natur auf der Terrasse vor dem Schloss, dem „Parkett”, in die geheimnisvolle Offenheit des englischen Gartenbereichs mit all den Seen, Kanälen, Ruinen und schließlich dem wohl bedachten Übergang in die freie Natur der Oberrheinebene.

(Denkmalstimme_1_2006)

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