Epitaph

Auch wenn das lateinische „Epitaphium” eigentlich „Grabinschrift” meint, ist das Epitaph kein Grabstein und keine Grabplatte, sondern das Gedächtnismal für einen Verstorbenen, meist an den Innen- oder Außenwänden von Kirchen aufgestellt und gerne auch an den Pfeilern, die im Kircheninneren Hauptschiff und Seitenschiffe trennen.

Das Epitaph ist ein spätmittelalterliches Sujet, kommt mit dem 14. Jahrhundert auf und entwickelt sich in den vierhundert Jahren bis zum Barock zu einer immer eigenständigeren und spektakuläreren bildhauerischen Kunstform. Anfangs zeigt es vor allem den Verstorbenen im Relief, bevorzugt im Knieen betend. Danach erweitert sich der Themenkreis immer mehr um Darstellungen biblisch vorgegebener Sterbensthematik wie Grablegung, Auferstehung oder Jüngstes Gericht. Dabei vergrößern sich auch die Dimensionen – aus der bescheidenen Steinplatte wird schließlich ein monumentales Denkmal zur Verherrlichung des Verstorbenen.

Damals beginnt auch eine Art „Architekturisierung” des Epitaphs. Oft bergen nun mehrgeschossige, haus- oder bühnenartige Gebilde mit Säulen und Ädikula eine vollplastische, nicht mehr nur reliefierte Figurenwelt, zu der namentlich im Barock der allgegenwärtige Tod gehört. Das überwiegende Werkmaterial für das Epitaph bei uns ist Stein – vom heimischen Sandstein bis zum Marmor. Später, vor allem im Barock, kommen dann auch Messing und Bronze vor.

Die wohl eindrucksvollsten Epitaphe und sozusagen die Musterbeispiele all dessen, was wir hier zu erläutern suchten, gibt es übrigens im Chorumgang des Freiburger Münsters.

(Denkmalstimme_2_2006)

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