Galerie

Sprachlich und bauhistorisch ist der Ursprung eindeutig mittelalterlich: mittellateinisch „galeria“, altfranzösisch „galilée“ oder italienisch „galleria“. Begriffe, die erst einen lang gestreckten, einseitig offenen Gang meinten. Seit der Renaissance entstehen daraus Säulengänge, Emporen, Laubengänge oder auch nur überdeckte Gräben. Was die Galerie dann mehr und mehr ausmacht, sind Länge und Helligkeit, denn langsam entwickelt sie sich zu einem Hauptraum des Schlosses, in den wiederum mehrere Räumlichkeiten einmünden wie Nebenstraßen in eine Magistrale.

Anders als bei der Enfilade (4/2006) als einer durchgängigen Raumaufreihung münden, vor nehmlich beim barocken Schloss, die Räume eben in die Galerie. Beispielhaft in dem von J. Hardouin-Mansart in den Jahren 1678–1686 für Ludwig XIV. entwickelten Spiegelsaal zu Versailles – den Fenstern sind hier Spiegel gegenübergestellt. Solch lang gestreckte, helle, „durchfensterte“ Räume sind natürlich wie gemacht zur Präsentation von Kunst, zum Aufstellen von Skulpturen oder Aufhängen von Bildern, welche Funktion seit dem 17. Jahrhundert für die großen Barockschlösser ja auch belegt ist.

Die „fürstlichste“ Galerie hierzulande erstreckt sich westlich vor dem Neuen Corps de Logis in Ludwigsburg. Seit dem 18. Jahrhundert bezeichnet der Begriff auch den obersten Rang im Theater. Diese Art von Galerie ist wiederum den Galerien in den Innenhöfen von Renaissanceschlössern sehr ähnlich – wie auf unserem Bild hier vom Alten Schloss in Stuttgart. Interessant hier der Zusammenhang mit dem „Urtyp“ avantgardistischer Museumsarchitektur ist Frank Lloyd Wrights New-Yorker Guggenheim- Museum (1943–1960). Dort lässt der Architekt ja den Ausstellungsbereich auf einer spiralförmigen Rampe einen überkuppelten Lichthof sozusagen emporsteigen. Eine Lösung, dem Theater mit seinen Rängen und eben auch dem Renaissance-Innenhof mit seinen Galerien sehr nah.

(Denkmalstimme_2_2009)

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