Hängebrücke

Sie gehört konstruktiv wie ästhetisch zu den erstaunlichsten Werken der Baukunst. Einfache Vorformen gab es zwar schon im alten China oder bei den Inkas. Brücken mit nahezu 200 Metern Spannweiten und einer festen Fahrbahn kennt man aber erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts aus England.

Die längste Hängebrücke derzeit streckt sich in Japan über fast 2000 Meter. Die immer noch berühmteste, erhabenste, gekonnteste ist wohl San Franciscos „Golden Gate“ von 1937 mit ihren 1280 Metern. Neben ästhetischen hat die Hängebrücke natürlich auch praktische Vorteile, da hier die Kräfte weitgehend horizontal abgeleitet werden und sich so komplizierte Pfeilergründungen gerade in schwierigen Flussböden vermeiden lassen.

Bis heute übrigens führen Spuren dieser Bauingenieurskunst ins Land. Als Hängebrücken noch nicht von Drahtseilen, sondern von Ketten gehalten wurden, wie die Budapester Donaubrücke von 1850, baute der badische „Genieoffizier“ Wilhelm von Traitteur (1788–1859) zwischen 1824 und 1826 in Petersburg einige ingenieuse Exemplare. Am ästhetischen Effekt änderte das Stahlseil wenig. Eines von vielen Exemplaren mit Beziehungen ins Land: Die noch immer bemerkenswerte Rheinbrücke in Köln-Rodenkirchen, von Paul Bonatz in – auch architektonisch – schrecklicher Zeit entworfen (1938– 1941) und von Fritz Leonhard (Stuttgarter Fernsehturm) ausgeführt. Von hier gehen Spuren geradewegs in das Stuttgarter Büro von Jörg Schlaich, dem (Welt)Meister leichter Formen und natürlich auch der Hängebrücken.

In Stuttgart, am Max-Eyth-See, führt ein stets leicht schwankendes Schlaichsches Stück für Fußgänger und Radfahrer über den Neckar (unser Bild). Übrigens – wegen solcher den Hängebrücken eigenen Schwingungen sind sie für Eisenbahnen ungeeignet.

(Denkmalstimme 2_2011)

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