Hohlziegel

Unter „Hohlziegel“ oder auch „Hohlpfanne“ versteht man einen längs gebogenen, halbzylindrischen Dachziegel, der gern als First und Gratziegel vorkommt, aber, zumal im Mittelalter, auch zur Deckung ganzer Dächer vor allem auf Klostergebäuden Verwendung fand. Dies „Klosterdach“ basiert auf den Grundelementen „Mönch und Nonne“.

Eine so kunstreiche wie komplizierte Abdeckung: Zwei nach oben offene Ziegel, die „Nonnen“, liegen dabei längs nebeneinander und über sie beide wird mittig der nach unten offene Ziegel, der „Mönch“, gestülpt. So kommt immer ein Mönch auf zwei Nonnen mit dem Ergebnis einer wellig bewegten Dachhaut.

Ein anderes Wort für diese Dachdeckungsmethode ist übrigens „Priependach“. In Basel, der an Ziegelkünsten reichsten Stadt in unserer Nähe, sind gut 30 verschiedenste Dachziegelformen nachgewiesen. Die Hohlziegel heißen in Basel übrigens „Unter“- und „Oberdächler“. Ausgeprägt ist gerade auch hier eine Kultur hohler Gratund Firstziegel. Bei der Niklaskapelle etwa sitzen Hohlziegel mit spitzbogigen Wölbungen und verziert mit einem farbig lasierten Palmettenaufsatz auf dem First wie leichte bunte Vögel. Luftige Erscheinungen, die nichts von der schwierigen Herstellung und Befestigung ahnen lassen. Ähnlich spektakulär, gerade in Basel, auch die „Gratziegel“, die auf ihren „Firsten“ Krabben trugen, jene fantasiereichen Blattornamente, die an Turmhelmkanten, Giebeln oder Fialen gotischer Bauwerke „emporklettern“. Hohlziegel braucht man bis heute vor allem als Gratziegel, die gerne, zumal im Fränkischen, figurativ ausgeprägt sind, etwa als Dämon wie hier auf unserem Bild vom Dach der Gaggstatter Dorfkirche Theodor Fischers die Terra-Cotta-Fratze mit ihrem Rückgrat aus Gratziegeln.

(Denkmalstimme 1_2012)

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