Hypokaustum
Als die Römer zuzeiten des Augustus in die Regionen nördlich der Alpen und rechts des Rheins vorrückten, um sich dort über Jahrhunderte festzusetzen, bekamen die „verweichlichten“ Mediterranen anscheinend im Gegensatz zu den alteingesessenen Kelten und Germanen rasch kalte Füße. Was lag näher, als sich mit Fußbodenheizungen Abhilfe fürs Problem zu schaffen? Und das geschah ausgiebig. Man baute die Hypokaust(en)heizungen vor allem in den Barfußbereichen der für die Römer auch so wichtigen Bäder ein.
Wenn man heute nun die Relikte römischer Baukultur, die es in unserem Bundesland ja reichlich gibt, betrachtet, bei denen aber meist nur noch wenig aufgehendes Mauerwerk zu sehen ist, fallen die seltsamen Ansammlungen von etwa halbmeterhohen Säulchen, die meist aus Backsteinen aufgeschichtet, manchmal auch aus einem Stück Naturstein herausgehauen wurden, sofort ins Auge. Sie trugen mit breiten, die Säulchen oben abschließenden Kämpferplatten den mehrfach geschichteten, estrichgeglätteten Fußboden und waren baulich das entscheidende Element für die Heizung. D
enn von einem meist außerhalb der Gebäude eingerichteten, tiefer liegenden Ofen (Praefurnium) schickte man heiße, rauchige Luft in die Räume zwischen den Pfeilern, die dann an der der Heizstelle gegenüberliegenden Seite des Gebäudes durch einen Abzug geleitet wurde. Oft wurde die Fußbodenheizung noch durch Hohlzüge (Wandtubuli) in den Wänden, die so ebenfalls beheizt werden konnten, ergänzt.
Beides übrigens sehr schön zu sehen bei einem unterirdischen Gang durch die Soldatenbäder in Baden-Baden. Vor allem in den Bädern wurde dieses Hypokaustum – der Begriff ist wohl aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet „Erwärmung von unten“ – auch mit der Warmwasserbereitung mittels einer Wanne in der Nähe der Praefurniums genutzt.
(Denkmalstimme 2_2012)