Nonnenempore

Es handelt sich um eine bühnen­ oder galerieartige Anlage speziell in Barockkirchen. Der Zweck war die Trennung der Laien von den Klerikalen beim Gottesdienst, eine Funktion, die im Mittelalter oft der Lettner erfüllt hat. Nonnenemporen, komplett mit Altar, Orgel und Chorgestühl, finden sich seit der Barockzeit meist in Klosterkirchen auf der Westseite, manchmal aber auch in Querhausarmen oder Seitenschiffen. Sie waren Nonnen und Beginen (ordenslosen frommen Frauen) für ihre Gottesdienste vorbehalten. Die Empore war dabei manchmal wie ein Balkon weit über das Langhaus gezogen.
Hierzulande finden sich in Oberschwaben zwei spektakuläre Objekte, einmal in Wald (1698) und unweit davon die gewissermaßen nachgereichte Kirche (1780) innerhalb der Klosteranlage Inzigkofens. Der Ort war nach dem Dreißigjährigen Krieg zu einer regelrechten Klosterstadt gediehen, die im Wesentlichen vom Vorarlberger Baumeister Michael Beer konzipiert wurde. Die Klosterkirche indes mit ihrer Nonnenempore ist ein Werk des Haigerlocher Baumeisters Christian Großbayer, der viel mit dem bedeutenden Klassizisten Michel d‘Ixnard zusammengearbeitet hat.
In Inzigkofen ist Großbayer ein so spektakuläres wie filigranes Kunstwerk gelungen, hauptsächlich wegen der hauchzarten Begrenzung der Nonnenempore zum Hauptschiff hin mit floralen Fantasiemotiven, denen ein fein geschmiedetes Spalier Halt gibt. Ähnlich die fast hundert Jahre ältere Kirche des Zister­zienserinnen­-Klosters in Wald, die der Vorarlberger Jos Beer um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert geschaffen hat. Vor allem die Durchmischung von barockem Fundament und rokokohaften, schmiede­eisernen Zierformen macht die Empore dieses Gottes­hauses so interessant. Wie in Inzigkofen ist auch dies ein Schlosser­Meisterwerk. An Erhalt und Sanierung der beiden Kirchen hat sich jeweils auch die Denkmalstiftung beteiligt.

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