Kapitell

Dahinter steckt das lateinische „caput“, Haupt. Das Kapitell bildet so das „Köpfchen“ von Säulen, Pfeilern oder Pilastern. Die formale Ausgestaltung dabei ist überreich und geht durch die gesamte Baugeschichte. Die Ägypter bevorzugten Nachbildungen von Pflanzenmotiven wie Lotus oder Papyrus. Die Antike entdeckt dann den Akanthus, dessen höchst dekorative Blätterform in der Renaissance weiter aufgeblättert wird. Koepfs „Bildwörterbuch der Architektur“ nennt fast 30 verschiedene Kapitellformen.

Bei uns setzen sich seit der Romanik erst einmal klare Formen durch, etwa das Würfelkapitell, im Mittelalter gern mit „ionischen Rollen“ verziert, den Erkennungszeichen des ionischen, also des athenischen Kapitells. Eine einfache Form, die an nach innen gewickelte Papyrusrollen erinnert, wodurch sich an der Stirnseite naturgemäß eine Spiral- oder Schneckenform ergibt, eine „Volute“. Noch einfacher ist das spartanische, dorische Kapitell, das nach einer Art Polster mit dem „Abakus“ abschließt, einer unverzierten, meist quadratischen Platte. Die etwas geschmeidigere, formal durchdachtere Form zeigt das toskanische Kapitell, wo die Säule nach schmalem Kragen und einem kleinen Stück Säulenhals zur konkaven Kehle übergeht, die dann auch eine Platte trägt. Aber natürlich ist auch bei uns das viel bildhaftere korinthische Kapitell seit dem Mittelalter am häufigsten – eine Art Steinblüte, in der sich immer mehr und üppiger Blätter entfalten.

Kapitelle waren bis ins späte Mittelalter zumeist Steinmetzaufgaben. Als im Barock der wiederum seit dem Altertum bekannte „Stucco“ als dominierendes Ausstattungsmaterial erneut aufkommt, wurden Stuckateure zu den wesentlichen Ausstattungskünstlern, allen voran die Wessobrunner, höchst bedeutend für unseren Südwesten. Ihre Namen: Dirr, Feuchtmayer, Schmuzer oder Zimmermann. Auch die erstaunliche Kapelle im Schloss Glatt steht unter ihrem Einfluss.

(Denkmalstimme 2_2013)

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